BayFoNet beim DESAM-ForNet Zukunftssymposium am 30. November 2022 in Berlin

„Ambulant forschen – vernetzt denken“

Forschung ist die Grundlage für informierte Entscheidungen im Versorgungsalltag. Hochwertige Hausarztmedizin benötigt dafür eine wissenschaftliche und zugleich praxisorientierte Fundierung durch Daten und Studien aus der täglichen Versorgungspraxis. Um die Forschung in der Hausarztpraxis auszubauen, ist 2020 die Initiative Deutscher Forschungspraxennetze – DESAM-ForNet an den Start gegangen. Wie die partnerschaftliche Zusammenarbeit von universitätsmedizinischer Forschung und hausärztlicher Praxis gelingen kann, wurde Ende November 2022 in Berlin beim DESAM-ForNet-Zukunftssymposium „Ambulant forschen – vernetzt denken“ vorgestellt: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erlebten einen intensiven Dialog über das bisher Erreichte und die Herausforderungen, die es in den nächsten Jahren zu meistern gilt, um die hausärztliche Forschungsinfrastruktur bundesweit und nachhaltig auszubauen.

Große Chance für die Allgemeinmedizin

„Wir freuen uns auf die einzigartigen Möglichkeiten und Chancen, die wir mit der Initiative DESAM-ForNet haben. Das ist nicht nur eine Chance für die Allgemeinmedizin, das ist auch eine Chance für die Universitätsmedizin und für die gesundheitliche Versorgung der Patientinnen und Patienten, die von den Ergebnissen profitieren werden“, erklärt Prof. Dr. med. Ferdinand M. Gerlach, Vorsitzender der Deutschen Stiftung für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DESAM). Prof. Dr. med. Jutta Bleidorn, Mitglied im DESAM-Stiftungsvorstand, ergänzt: „Forschung für Evidenz und Qualität, gemeinsam durchgeführt an Unikliniken und in Hausarztpraxen – das braucht es, um auf allen Ebenen die breite Bevölkerung gut zu versorgen.“

Auf das Zukunftspotenzial der hausärztlichen Forschungsinfrastruktur weist auch Dr. med. Leonor Heinz hin, Leiterin der DESAM-ForNet-Koordinierungsstelle in Berlin: „Früher ging man davon aus, dass ausschließlich an den Unikliniken geforscht werden soll und dieses Wissen dann mit Latenz in der Hausarztpraxis ankommt. Nicht erst seit der Pandemie wissen wir: Das funktioniert nicht. Nur durch Forschung mit hausärztlichen Praxen und nur mit versorgungsnahen Daten können wir Entscheidungsgrundlagen für eine zukunftsfähige medizinische Versorgung schaffen.“

Wichtige Schritte sind gemacht

Der Anfang für eine gemeinsame Forschungsinfrastruktur ist gemacht: Deutschlandweit arbeiten inzwischen sechs Forschungspraxennetze mit 25 universitären Instituten im DESAM-ForNet eng mit Hausarztpraxen zusammen. Dabei geht es u.a. um gemeinsame Strukturen für Wissenstransfer, Datenaustausch und – schutz, Qualifizierungskonzepte und IT-Infrastrukturen. „In zwei Jahren Förderzeitraum haben wir gemeinsam mit den beteiligten Netzen viel erreicht. Trotzdem bleibt noch viel zu tun: Um das Netzwerk zu festigen, müssen die Rahmenbedingungen für Forschung im Versorgungsalltag praxistauglicher werden – nur so kann es gelingen, noch deutlich mehr Forschungspraxen für die Struktur zu gewinnen. Weiterhin stellt die Harmonisierung der unterschiedlichen Standards eine echte Hürde dar“, so Leonor Heinz.

Diese und weitere Herausforderungen wurden auch bei der Veranstaltung diskutiert: „In der Digitalisierung hinken wir in Deutschland rund 15 Jahre hinterher. Um Patienten bestmöglich zu versorgen, müssen wir behandlungsnotwendige Daten, etwa zwischen Kliniken und Praxen, unkompliziert austauschen und zukünftig auch für gemeinwohldienliche Forschung verfügbar machen.“, forderte Ferdinand Gerlach. Als Fazit für die hohen Anforderungen an die Forschung in der Hausarztpraxis fasste Jutta Bleidorn zusammen: „Allgemeinmedizinische Forschung muss sektorenübergreifend, interdisziplinär, digital vernetzt und interprofessionell sein. Außerdem müssen die Patientinnen und Patienten partizipativ mit eingebunden werden, ebenso wie das ganze Team in der Hausarztpraxis. Nur so kann Forschung nachhaltig wirken“.

Lopata/axentis.de Zukunftssymposium der Initiative DESAM-ForNet Ambulant forschen – vernetzt denken 30. November 2022

Bild: v.l.n.r.: Dr. Linda Sanftenberg (LMU Klinikum), Stefanie Eck (TU München), Prof. Dr. Ildikó Gágyor (UKW), Stefanie Stark (UK Erlangen), Prof. Dr. Antonius Schneider (TU München), Prof. Dr. Thomas Kühlein (UK Erlangen), Jan Gehrmann (TU München)